Am Morgen des 27. Juni stand ich mit wachsender Aufregung an der amerikanischen Botschaft und war bereit, mich für mein Visum persönlich vorzustellen. Plötzlich rief mich ein uniformierter Mitarbeiter der Botschaft zu sich und erklärte mir möglichst vorsichtig, dass ich 5 Minuten vor meinem Termin an der falschen Adresse sei.
Aber wie konnte es dazu kommen?
Zwei Wochen vorher begann ich mit dem nächsten Schritt auf dem Weg zu meinem Aufenthalt in den USA – die Beantragung des Visums. So bekam ich mehrere Unterlagen von meiner Organisation und füllte ein Onlineformular der Botschaft aus. Auf dem ersten Blick erscheint es eher kompliziert, besonders da es vollständig in Englisch auszufüllen ist. Doch nach all der Zeit bin ich schon geübt im Ausfüllen von Onlineformularen. Ich fand es teilweise schon sehr spannend, was für Fragen ich beantworten sollte. Hier nimmt man es sehr genau. Schnell bemerkte ich das erste Problem, da der nächste mögliche Termin, welcher auf der Seite angegeben war, genau in unserem geplanten Sommerurlaub lag. Gespannt fieberte ich daher dem Terminvorschlag der Botschaft entgegen, der nicht lange auf sich warten ließ. Erleichterung breitete sich aus, da dieser sehr kurzfristig schon in einer Woche sein sollte.
Vor diesem Termin in der amerikanischen Botschaft hatte ich immer etwas Angst. Ich wusste nicht, welche Fragen sie mir stellen würden, ob ich die Formulare tatsächlich komplett richtig ausgefüllt hatte und vor allen Dingen, ob ich auch wirklich nichts Wichtiges vergessen habe. Jeden einzelnen Zettel habe ich mehrmals überprüft und jede E-Mail fast auswendig gelernt. Dementsprechend groß war meine Aufregung, als der Tag des Termins gekommen war. Und so stand ich nun an der falschen Botschaft und bekam etwas Panik, als mir klar wurde, dass ich meinen Termin unmöglich schaffen konnte. Der freundliche Uniformierte erklärte mir, dass es nicht schlimm sei und alles gut ist. Trotzdem war ich mir dem nicht so sicher. Ich sprintete zurück zum Auto und meine Mutter und ich fuhren schnellstens zu der richtigen Adresse.
Zu meiner schon vorher vorhandenen Aufregung kam nun noch dieses Chaos hinzu. Ich wartete in der Schlange und als ich dem Eingang näher kam, merkte ich, dass meine Aufregung völlig umsonst war. Da ich keine Uhr trug und auch keine elektronischen Geräte in der Botschaft erlaubt sind, kam ich schnell mit einer jungen Frau ins Gespräch, die ich nach der aktuellen Uhrzeit fragte. Sie stand in der Reihe direkt vor mir, so konnten wir uns durchgängig miteinander unterhalten und die Zeit etwas vertreiben. Letztendlich bekam ich ihre Telefonnummer, damit wir in Kontakt bleiben können. Auch in der Botschaft war es sehr entspannt. Ich hatte zum Glück an alle erforderlichen Dokumente gedacht und zu meiner Überraschung wurden mir auch keine Fragen gestellt. Total überrascht war ich auch, als bereits am nächsten Tag mein Reisepass mit meinem Visum in unserem Briefkasten lag. Dank des Stipendiums ging alles etwas schneller.
Zwei Wochen später hatte ich dann das erste Telefonat mit meiner Gastfamilie. Es war sehr spontan und ich wusste am Anfang gar nicht genau, was ich sagen sollte. Ich habe das erste Mal mein zukünftiges Zimmer gesehen und auch ein Teil des Hauses. Außerdem konnte ich auch den Katzen hallo sagen, was mich sehr gefreut hat. Über die Zeit wurde es immer lockerer und ich freute mich danach nur noch mehr darauf, meine Gastfamilie persönlich kennenzulernen. In den nächsten Wochen rückte das Auslandsjahr schneller näher als geplant. Ich bekam eine E-Mail von meiner Organisation, dass mein Flugtermin geändert wurde. Anstatt am 29.08. soll nun am 22.08. mein Auslandsjahr starten. Auch wenn es sich nur um eine Woche handelt, hatte ich trotzdem das Gefühl, dass meine Planung etwas durcheinandergerät. Da ich zu
diesem Zeitpunkt noch im Urlaub war, konnte ich auch nicht viel machen. Meine Vorbereitung bestand nun darin, to-do Listen anzufertigen und mich ständig zu fragen, ob ich es alles pünktlich schaffen werde.
Sobald ich wieder zuhause war, fing ich an, mein Zimmer einmal komplett aufzuräumen und Sachen auszusortieren. Außerdem begann ich, meine Gastgeschenke zusammenzustellen und ich traf mich so oft wie möglich mit Freunden. Diese werde ich lange nicht sehen und ich wollte unbedingt noch so viel Zeit wie möglich mit ihnen verbringen. Außerdem telefonierte ich noch einmal mit meiner Gastfamilie und ich hatte auch die Chance, schonmal einen Einblick in die möglichen Unterrichtsfächer meiner Schule zu bekommen. Die Vielfalt an interessanten Fächern wird mir die Entscheidung nicht leicht machen, eine Auswahl zu treffen.
Bis zu meinem Flugtermin ist es jetzt noch eine Woche. Die Aufregung steigert sich nun schon merklich. Diese Woche werde ich hauptsächlich damit verbringen, meinen Koffer zu packen und alle wichtigen Unterlagen für meine Ausreise zusammenzustellen. Auch wenn der Abschied von meiner Familie und meinen Freunden schwer wird, freue ich mich schon darauf, in das Flugzeug zu steigen und ein neues Abenteuer zu beginnen.